Ohrwürmer, Märsche und Geschichten

Die Stadtkapelle Nördlingen spielt beim Frühjahrskonzert unter anderem Filmmusik von „In 80 Tagen um die Welt“ und Musical-Melodien aus „Elisabeth“

Unsterblich soll er sein und schon über 100 Jahre alt, der Marsch „Graf Zeppelin“ des Militärmusikers Carl Teike. Jedenfalls eröffnete er schmissig und mit Elan das Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Nördlingen.

Armin Schneider schwang wieder den Dirigentenstab, bestimmt und souverän. Oberbürgermeister Hermann Faul begrüßte die Konzertbesucher und die Ehrengäste und stellte bei dieser Gelegenheit gleich den erstmals anwesenden neuen Kapellmeister der Nördlinger Knabenkapelle, Oliver Körner, vor. Danach gab er den bewährten Ansagerinnen Annika und Kristin Häring das Mikrofon frei, für deren Erläuterungen der Musikstücke. „Mit der Kraft der Musik“, so erklärten sie die Motivation des Komponisten Markus Götz, entwickelte sich die gemeinsame Freude.

Dies spürte man auch bei dem vielseitigen Programm, das gleich zu Beginn ein besonderes Ereignis für die junge Fagottistin Selina Voigt bereithielt. Sie durfte ihr natürliches Lampenfieber mit einem Solo von Philip Sparkes „Wind in the Reed“ besiegen. Denn sie bot das Stück mit Mut und solider Spieltechnik einwandfrei dar. Nicht nur in dem langsameren Anfangsteil, sondern auch in dem schnelleren Mittelteil präsentierte sie anspruchsvolle Solo-Kadenzen mit ihrem sonst zu den begleitenden Bässen gehörenden Instrument. Mit guter Atemstütze erreichte sie bis zum langen Schlusston eine sichere Intonation.

Die Geschichte der „Hexe von Ellwangen“ bildete die programmatische Grundlage für Steven Reinekes Konzertstück, das mit düsteren Pauken- und Glockenschlägen die unglückselige Stimmungslage der drohenden Hexenverfolgung im benachbarten Ellwangen zeichnete. Die Oboe kündete Unheil an, die Stimmung wallte auf in synkopischem Rhythmus, der die Jagd der Häscher der Inquisition mit viel Trommelschlägen und massivem Schlagwerk nachstellte. Die Beruhigung zum Schluss des Stücks konnte als schauriges Ende der beklagten Hebamme Sybilla verstanden werden. Die Geschichte war zwar fiktiv, entsprach aber den geschichtlichen Ereignissen.

Ein glückliches Ende nahm dagegen die Musik über die Reise „In 80 Tagen um die Welt“ von Otto M. Schwarz, im Stil der Filmmusik umgesetzte Handlung des Romans von Jules Verne, in dem Phileas Fogg, ein leidenschaftlicher Whist-Spieler, mit anderen Mitgliedern des Reform Clubs in London wettete, dass es ihm gelingen werde, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Trotz vieler Verwirrungen konnte er mit Glück die Wette gewinnen, dem Komponisten aber auch die Stationen seiner Weltreise musikalisch verwerten. Afrika, China, Japan, der Wilde Westen und Indien waren nur ein Teil der erkennbaren Vielfalt an Musik: Löwengeschrei, Elefantengetröte, Büffelbrüllen, Schlangentanz und chinesische Gongs – eine schwierige, stark ausgeführte Performance, vorzugsweise vom Schlagwerk bestimmt.

Interessant, wie Kaiserin Sissi in Timo Dellwegs Konzertmarsch geraten ist, was bei dem eingearbeiteten schwungvollen Walzer-Rhythmus und Polka-Tanz schon irgendwie schlüssig wurde.

Musical-Melodien stammten diesmal aus „Elisabeth“, wo „Sissi“ als verehrte österreichische Kaiserin wie in einem Märchen in Kitsch getränkt wurde, in Wahrheit aber ein tragisches Leben führen musste, das auch in der Musik mit einer hoffnungsvollen Jugend begann, aber nach der Hochzeit mit Walzer- und Polkamusik in der Einsamkeit endete.

In populären Fernsehreihen gab es stets Ohrwürmer von Titelmusiken, von der Lindenstraße über die Schwarzwaldklinik, „Wetten, dass“, bis zum „aktuellen Sportstudio“ und der „Tagesschau“. Mit Manfred Schneiders Arrangement, als Medley verarbeitet, konnte die Kapelle, weil das Bekannte besonders gefällt, damit auch großen Erfolg und viel Beifall erzielen.

Für die Freunde der Pop-Musik in der Blasmusikszene gab es nun noch ein Medley der beliebtesten „Grönemeyer“-Songs und die „Bert Kaempfert Classics“ mit beschwingtem Swing zum heiteren Ausklang, nicht ohne noch verdiente und erfolgreiche Musikanten für besondere Leistungen zu ehren und allen Helfern, Sponsoren und Freunden zu danken. Ohne zwei Zugaben durften sie das Podium nicht verlassen.