Ein wahrlich fürstliches Vergnügen

Die traditionelle Serenade bringt den Innenhof von Schloss Harburg mit Blasmusik zum Klingen. Drei Kapellen sind beim Benefizkonzert mit von der Partie. 

Große Kulisse: Fast 1000 Zuhörer kamen auf die Harburg, um bei der Serenade den drei Kapellen zu lauschen, die für einen guten Zweck musizierten.

Kaiserwetter, Menschenmengen, die sich bergauf schieben, endlose Autoschlangen – und über allem ragt märchenschön die Harburg auf. Sie ist das Ziel aller an diesem Abend, findet doch im romantischen Burghof die im Zweijahresturnus aufgeführte Harburger Serenade statt. Mit den Stadtkapellen aus der gastgebenden Kommune, aus Rain im südlichen Landkreis und aus Nördlingen als Rieser Vertreter. Drei Blasorchester, die, wie es sich zeigte, unterschiedlicher nicht sein könnten – aber um es gleich vorweg zu nehmen: Im gemeinsamen Musizieren hinreißend und in sinfonischer Größe.


Moritz Fürst zu Oettingen-Wallerstein als Vorstandsvorsitzender der Stiftung, welcher die Burg gehört, freute sich sichtlich bei seiner Begrüßung. Die Bürgermeister der vertretenen Städte – Oberbürgermeister Hermann Faul (Nördlingen), die Bürgermeister Gerhard Martin (Rain) und Wolfgang Kilian (Harburg), die Vorstandsmitglieder der Kulturstiftung Harburg, Vertreter der Sponsoren, der Beteiligten – die Liste der zu Begrüßenden wäre sehr lang geworden, hätten sie nicht alle zugunsten der Musik zurücktreten müssen. Die Zuhörer im fast ins letzte Eckchen gefüllten Hof durften sogleich den ersten, wirklich sinfonisch anmutenden Klangkörper erleben: Alle drei Blasorchester vereinigten sich in der Begrüßung – und was passt hier besser als der von dem zeitgenössischen Komponisten Kurt Gäble für Orchester transponierte „Schwabenhymnus“ – Hei, grüaß Di Gott, Ländle, Gott grüaß Eich, Ihr Leut!
Hyazinth Wäckerle, Lehrer aus dem schwäbischen Ziemetshausen, von dem Jettinger Franz Biebl vertont – welches Schwabenherz wird bei diesen Klängen nicht weit.
Moderator Martin Jörg, der durch das Konzert führte, wusste zu allem Wissenswertes und Unterhaltsames zu erzählen, und brachte so die Musikfolgen nahe – vom laut-malerischen flotten Marsch „Die Sonne geht auf“ der Harburger (die Komposition sei dem Komponisten R. Fischer beim frühmorgendlichen Weg zur Arbeit eingefallen): hörbar ein steiniger Pfad, den man am besten schnell hinter sich brachte – doch das hübsche Flötensolo vor dem finalen Sonnenaufgang half über alles hinweg.

Begeistertes Publikum


Die Rainer Kapelle unter der Leitung von Andreas Nagl, bekannt als hervorragendes sinfonisches Blasmusikorchester, illustrierte mit dem von Richard Strauss Kaiser Wilhelm II. in dessen Eigenschaft als König von Preußen gewidmeten „Königsmarsch“ beeindruckend ihr Können. Die Nördlinger hatten sich Richard Wagners Marsch aus dem Tannhäuser „Einzug der Gäste“ vorgenommen, mit schönen Flöten und Klarinetten, triumphalem Hörnerklang – eine ebenso gelungene Einführung. Die Rainer wiederum brillierten mit einem Medley von Marcel Peeters mit Melodien aus Filmen von Charly Chaplin, dem wunderbaren Komiker der Stummfilm-Ära, solistisch bei den Flöten und Oboen, dem Xylofon: Das „Limelight Theme“, die „Morning Promenade“ aus „The Kid“, „My Song“ aus der „Gräfin von Hong Kong“ und vieles andere mehr erinnerten an filmische Meisterwerke. Eine vom Publikum begeistert goutierte musikalische Herausforderung. Darauf der flotte „P.O.S.-Marsch“ von E. Maj, mit dem die Stadtkapelle Nördlingen allen Beine machte – nicht minder die Harburger wiederum mit ihrer in Melodik und Rhythmik deutlich hörbaren Reminiszenz an die 1950iger Jahre.
Etwas ganz Besonderes hatten sich die Nördlinger einfallen lassen mit dem „Klang der Alpen“ – und um den wirklich köstlich zu illustrieren, ein Alphorn und diverse, zauberhaft eingesetzte Kuhglocken aufgeboten. Souvenirs, aus dem Rucksack des Dirigenten Armin Schneider ausgepackt – im ganzen Polka- und Landlerklang hätte sich keiner verwundert, auch noch ein „Heidi“ aufzufinden. Großer Beifall.
Die Harburger setzten sich gleich energisch mit dem Marsch „Böhmisch klingt‘s am schönsten“ in Szene. Die Rainer fügten alle Märsche wieder mit dem die solistischen Auftritte abschließenden schwungvollen „Tölzer Schützenmarsch“ zusammen.

Am Ende auch im Gesang vereint


Im großen, den ganzen Innenhof mit Musik erfüllenden Finale dirigierte zunächst Andreas Nagl die wieder gemeinsam musizierenden Orchester zu der beeindruckenden schottischen (Dudelsackmelodie) „Highland Cathedral“, Armin Schneider rief in Erinnerung, dass „Wir Musikanten“, und Musik allen gut tun, bevor die angebliche heimliche Tiroler Hymne „Dem Land Tirol die Treue“ unter Peter Schmidbauer alle Musiker nicht nur per Instrument, sondern auch im Gesang vereinte. Mit dem „Graf Zeppelin Marsch“ schloss die Harburger Serenade ab.
Der Erlös des Benefizkonzerts geht an die Kartei der Not und die Stiftung zum Erhalt der Harburg geht, diesen beeindruckenden Konzertabend ab. Wiederholung erwünscht!