Die Spitalmühle wird saniert

Der Nördlinger Stadtrat stimmt geschlossen dafür, den Brandschutz an dem historischen Gebäude zu verbessern. Dafür bekommt er im Rathaus Applaus.

 

Der Nördlinger Stadtrat hat am Mittwochabend entschieden, den Brandschutz in der Spitalmühle schnell zu verbessern. Rund 754000 Euro sind dafür im Etat der Stadt 2016 vorgesehen, im Herbst sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Für dieses Votum gab es sogar Applaus – Musiker und Vertreter der Tanzschule Stolle hatten die Sitzung des Gremiums im Rathaus bis zu diesem Punkt hin verfolgt. Die Entscheidung fiel einstimmig.



Das hatte sich noch in der vergangenen Woche so nicht abgezeichnet. Wie berichtet, sprachen sich sowohl PWG, CSU als auch Grüne/Frauenliste dafür aus, über Alternativen nachzudenken. Und Vertreter von Christsozialen und Parteifreien konnten sich sogar vorstellen, das Gebäude an einen Investor zu verkaufen. Doch damit waren viele Nördlinger nicht einverstanden – allen voran die Musiker von Knaben- und Stadtkapelle, die an der Spitalmühle ein Transparent mit einer klaren Aufforderung zur Sanierung anbrachten. Da das Gebäude derzeit gesperrt ist, finden beispielsweise die Proben der Knabenkapelle jetzt im Goldbachsaal in Baldingen statt.

Bereits in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstagabend, bei der die Stadträte zunächst das historische Gebäude besichtigten, zeichnete sich die Entscheidung ab. Offensichtlich auch deshalb, weil das Architekturbüro, dass das Gutachten zum Brandschutz erstellt hatte, nun bei der Sanierung nicht mehr im Boot ist. Die ursprünglich dem Büro zugedachten Aufgaben übernimmt nun das Stadtbauamt selbst. PWG-Fraktionsvorsitzender Helmut Beyschlag sagte am Mittwoch: Die Begleitung der Baumaßnahme könne nicht der übernehmen, der das Gutachten erstellt habe.

Oberbürgermeister Hermann Faul hatte bereits am Dienstag eindringlich für eine sofortige Verbesserung des Brandschutzes geworben. Menschenleben gehe vor finanziellen Aufwand, sagte er: „Wichtig ist, dass wir diese Maßnahme schnellstmöglich abschließen.“ Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU, Jörg Schwarzer sah das Thema durchaus kritisch: „Eine Diskussion über andere Möglichkeiten fand nicht statt.“ Mittlerweile sei sie jedoch überholt. „Vertrauensbildend“ sei auch der Vortrag eines Vertreters der Regierung von Schwaben nicht gewesen, der die Dringlichkeit deutlich geringer eingeschätzt hatte. Dennoch sagte Schwarzer, die CSU könne den Umbau mittragen. Thomas Mittring, Fraktionsvorsitzender der Stadtteilliste, ärgerte sich über die „Brandschutzwelle“: „Das ist eine Hysterie, die da durchs Land läuft.“ Die Spitalmühle werde sinnvoll genutzt. Wenn sie nicht mehr zur Verfügung stehen würde, müsste man ein anderes Gebäude anmieten.

Auch Beyschlag kritisierte die „Brandschutz-Lawine“, hinter der seiner Meinung nach Lobbyarbeit steckt. Bei der Spitalmühle gehe es um eine sehr, sehr hohe Investitionssumme. Und nach den Bauarbeiten hätten die Nutzer zwar eine größere Sicherheit, aber keine greifbare Verbesserung – Beyschlag spielte auf die Toiletten an. „Die Erfahrung lehrt, dass eine intensive Beratung und eine genaue Planung sinnvoller sind, als Zeitgewinn.“ Grüne-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Goschenhofer sah keine Alternativen zur Verbesserung des Brandschutzes. Da gehe es schließlich um Menschenleben, die hätten „absoluten Vorrang“. Man könne froh sein, dass bislang nichts passiert sei und die Defizite jetzt erkannt worden seien. Wie die Stadteilliste hatte sich die SPD bereits vergangene Woche für die Sanierung ausgesprochen. Und so sagte Fraktionsvorsitzende Rita Ortler auch am Dienstag, das Gebäude zu verkaufen oder leer stehen zu lassen, komme gar nicht infrage. Joachim Sigg ergänzte in der Sitzung am Mittwoch, dass es nicht nur für die Musiker wichtig sei, schnell in die Spitalmühle zurückzukehren, sondern auch für die Tanzschule Stolle.

Über die Frage, ob auch die Toiletten und Böden saniert werden sollen, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.